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Die besten Karrieretipps für CFOs: Die Jobauswahl

Die Fluktuation bei CFO-Posten wird immer stärker. Wie man in diesem Umfeld als CFO-Aspirant bittere Fehlentscheidungen vermeidet – Teil 1 der CFO-Karrieretipps 2019 von Headhunter und CFO-Veteran Paul Taaffe.

Das Personalkarussell in der CFO-Welt hat sich im vergangenen Jahr so schnell gedreht wie wohl niemals zuvor. Wie FINANCE Mitte Januar berichtete, haben 234 Finanzchefs in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2018 offiziell ihre Posten geräumt, 16 Prozent mehr als im Jahr davor. 

Zählt man noch die vielen Wechsel im Mittelstand hinzu, die der breiten Öffentlichkeit meistens verborgen bleiben, dürften 2018 leicht 300 bis 400 oder sogar noch mehr attraktive CFO-Posten neu besetzt worden sein – was für eine Gelegenheit für Finanzchefs, Treasurer und Controller, die den nächsten Karriereschritt machen wollen!

CFO-POSTEN SIND NICHT MEHR SO SICHER WIE FRÜHER

Aber Vorsicht: Die CFO-Posten sind nicht mehr so sicher wie früher. Manche behaupten sogar, CFO-Sessel seien inzwischen zu Schleudersitzen geworden. Dieser Trend ist ein Problem, wenn man – wie ich – der goldenen Regel zuneigt, dass jedes CFO-Engagement unter zwei Jahren im Lebenslauf nicht gut aussieht. Meistens braucht man mindestens zwei Jahre Zeit, will man wirklich nachhaltige Veränderungen umsetzen. Aber zwei Jahre sind eine gefühlte Ewigkeit, verglichen mit manchem CFO-Wechsel aus 2017 und 2018.

Viele CFOs tragen eine Mitschuld an ihrem Karriereknick.

Mein Gefühl ist, dass die hohe Fluktuation nicht nur an den Unternehmen liegt. Viele CFOs tragen eine Mitschuld an ihrem Karriereknick. Deshalb mein Karrieretipp Nummer Eins: Einen Jobwechsel darf man nie unterschätzen, insbesondere die damit verbundenen Umstände wie etwa die Trennung von der Familie und das Arbeiten ohne die Reputation, die die meisten Wechsler in ihren alten Firmen noch genießen durften.

ABENDS ALLEIN IM HOTELZIMMER

Ich kenne das gut aus eigener Erfahrung. Ich arbeitete einmal als Global CFO in Zürich, und meine Familie war in Frankfurt. Das Gehaltspaket war hervorragend, auch die Herausforderung, die die Aufgabe bot. Allerdings ließ die Euphorie relativ schnell nach, wenn ich abends alleine auf dem Zimmer saß, die Intrigen einiger Kollegen gedanklich zu durchschauen versuchte und mir dabei immer klarer wurde, dass die Geduld des Eigentümers mit der Firma so gut wie am Ende war. Es war ein absolutes Politikum.  

Der Eigentümer zog inzwischen alle Register, und so war ich nicht der einzige Manager, der immer erst Montags einflog und Freitags wieder verschwand. Die Mannschaft vor Ort hat das nicht begeistert. Nach zwei Jahren ging ich – sehr erfreut – als Private-Equity-CFO zurück nach Frankfurt. .

Was ich in dieser Zeit schmerzhaft gelernt habe: Das Bild vom neuen Job wird häufig von der suchenden Firma und dem Headhunter verschönert. Sie sagen: „Das ist Dein Traumjob“ und so weiter. Und man glaubt es ihnen gerne, schließlich ist man ein Mensch und fühlt sich von solchen Worten geschmeichelt. Nur: Gerade dann sollte man sehr genau hinschauen und sich nicht von falschen Versprechungen leiten lassen. Diesen Rat kann ich vor allem gegenüber jungen CFOs gar nicht stark genug betonen.

Und last but not least: Unterschätzen Sie es nicht, entfernt von der Familie zu arbeiten! Am Anfang ist die Euphorie über die neue Aufgabe groß, aber irgendwann kehrt die Normalität ein, und man sieht die Kinder dann nur Samstags und Sonntags

DIE CHECKLISTE FÜR DEN NÄCHSTEN CFO-JOB

Welche Schlüsse ziehen wir aus dieser Situation? Die wichtigste Erkenntnis: Ein Jobwechsel muss nicht scheitern. Aber ein Risiko ist immer da, das bestätigt die Statistik eindeutig. Kann man das Risiko vermeiden? Nein. Kann man es reduzieren? Ja, durchaus. Dazu gehört aber eine ausführliche „Due Dilligence“.

Diese Punkte sollte jeder CFO-Aspirant vor der Vertragsunterzeichnung genau untersuchen:

  • Fällt meine Entscheidung zu wechseln aus guten Gründen oder eher aus der Frustration heraus? Falls zum Beispiel Streit mit dem Chef das Problem ist, hilft dann nicht eher eine Aussprache?
  • Ließe sich eventuell eine andere Position innerhalb der Firma übernehmen? Das sieht auf dem CV immer gut aus.
  • Ist das Geschäftsmodell des neuen Arbeitgebers intakt und ausbaufähig?
  • Was ist mit meinem Vorgänger passiert?
  • Verstehe ich die Eigentümerstruktur? Welche Pläne haben die Gesellschafter?
  • Was für ein Typ ist der neue Boss? Sitzt er fest im Sattel? Wie lange ist er da, und was hat er früher gemacht?
  • Wie oft habe ich ihn vorher getroffen, und habe ich ihn richtig kennengelernt? Ich rate immer zu mindestens drei Terminen plus einem Essen gemeinsam mit den privaten Partnern (die oft einen ganz anderen Eindruck vom neuen Chef bekommen als man selbst), außerdem zum Austausch mit früheren Kollegen und Mitarbeitern des neuen Chefs.
  • An wen berichte ich im neuen Job? Ist das klar geregelt? Und wie sind die Kollegen?
  • Ist der neue Firmenstandort wirklich attraktiv für mich, wie sind die Verkehrsverbindungen?
  • Ist die Familie „on board“ mit der Entscheidung zum Jobwechsel?
  • Kommt die Familie nach, wenn es gut läuft? Oder will sie lieber bleiben, wo sie ist?

SIND LANGFRISTVERTRÄGE IMMER NOCH ANGEMESSEN?

Vor einem Vertragsabschluss sollte man sich auch dies genau überlegen: Wie lange will ich mich binden, und passt das zur Vertragslaufzeit, die die neue Firma anbietet? Ich persönlich sehe ein Jahr Vertragslaufzeit und 12 Monate Kündigungsfrist bei einem unbefristeten Anschlussvertrag als Vorteil für beide Seiten. Solche Abmachungen geben ausreichend Zeit zu prüfen, ob alles passt.

Drei- oder Fünfjahresverträge von Anfang an finde ich dagegen für Private Equity, Mittelständler und Familienunternehmen nicht mehr angemessen. In solchen Konstellationen werden teilweise wichtige Entscheidungen herausgezögert nur wegen des Geldes, was meiner Erfahrung nach nicht zielführend ist.

Klar, dem Bewerber bieten solche Deals Sicherheit. Aber wenn ich als CFO gut bin und nur der neue Job nicht passt, dann reicht mir ein Jahr, um etwas Neues zu bekommen. Das ist eine kontroverse Sichtweise, sicher, aber ich habe oft genug CFOs erlebt, die in dieser Zeitspanne zügig wieder neu untergekommen sind, wenn nicht sogar noch schneller.

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